Wie Österreichs Gaming-Wirtschaft im globalen Wettbewerb mitspielt


Der Flight Simulator hebt mit österreichischer Technologie ab. Foto: UBIT/Anja Kundrat  

Anlässlich der Gamescom-Eröffnung hat die Spielebranche gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Österreich ein umfassendes Bild rund um Videogaming in Österreich gezeichnet. Demnach spielen 5,3 Mio. Österreicherinnen und Österreicher Videospiele. Die rund 90 heimischen Spielestudios generierten zuletzt 24,1 Mio. Euro Umsatz und sind maßgeblich an der Produktion namhafter internationaler Blockbuster beteiligt.

(Wien, 28. August 2020) Wenn dieser Tage die großen Publisher im Rahmen der (heuer virtuellen) Gamescom ihre aktuellen Spieleblockbuster präsentieren, zeigt das zwei Dinge: Videospiele sind ein Massenphänomen – und österreichische Entwicklerstudios mischen kräftig mit. In vielen internationalen Spiele-Hits steckt nämlich österreichisches Know-how.

„Gemeinsam generierten die knapp 90 österreichischen Spielestudios so zuletzt über 24 Mio. Euro Umsatz. Die heimische Gaming-Wirtschaft ist eindeutig eine Zukunftsbranche und positioniert sich bereits als Global Player“, sagt auch Dr. Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).

Österreichische Entwickler waren/sind beteiligt an der Entwicklung von Top-Projekten wie World of Tanks: Frontline (Bongfish, Graz), Die Siedler (Mi’pu’mi Games, Wien), Sea of Thieves (Purple Lamp, Wien) oder Bus Simulator 18 (stillalive studios, Innsbruck).

Videospiele sind ein Massenphänomen

Wie sehr Computer- und Videospiele auch hierzulande im Massenmarkt angekommen sind, zeigt eine Studie aus dem Vorjahr. Demnach ist die Anzahl der Spielerinnen und Spieler in Österreich auf zuletzt 5,3 Millionen gewachsen. Das heißt: Knapp 60 Prozent der Gesamtbevölkerung spielen. „Diese Zahlen unterstreichen, dass digitale Unterhaltung sich als Medium fest etabliert hat und aus dem Freizeitalltag von 5,3 Millionen Österreicherinnen und Österreichern nicht mehr wegzudenken ist“, sagt ÖVUS-Präsident Dr. Niki Laber.

Gaming wächst weltweit

2023 soll es weltweit knapp über 3 Mrd. Spielerinnen und Spieler geben, prognostiziert Newzoo. Das wären knapp eine halbe Milliarde mehr als 2019. Der globale Videospielmarkt wird den Prognosen zufolge im selben Zeitraum von 159,3 Mrd. US-Dollar auf 200,8 Mrd. US-Dollar wachsen. Für die heimische Developer-Szene stellt der globale Spielemarkt damit ein immenses Potenzial dar.

Microsoft Flight Simulator hebt mit österreichischer Technologie ab

Ein aktuelles Beispiel, wie heimische Unternehmen in der internationalen Spieleentwicklung mitmischen, ist Blackshark.ai. Das in Graz, Wien und San Francisco ansässige Schwesterunternehmen von Österreichs ältestem Entwicklerstudio Bongfish generiert aus Satellitenfotos einen Großteil der Städte- und Gebäudegrafiken für den neuen Microsoft Flight Simulator. Das Team aus über 50 AI-Spezialistinnen und -Spezialisten, Geospatial Engineers, Rendering-Developern und Datenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern hat drei Jahre lang an dem Projekt gearbeitet.

„Die langjährige Erfahrung im Technologiebereich sowie der Ausbildungscluster in Graz haben diese Kooperation überhaupt ermöglicht und zeigen, wie hoch die Ansprüche für das Engineering in Spielen bereits sind, die österreichische Firmen aber in der Lage sind für den Weltmarkt zu erbringen“, sagt DI Michael Putz, Geschäftsführer von Blackshark.ai und CEO von Bongfish.

Videospielentwicklung ist ein relevanter Wirtschaftsfaktor

Welche wirtschaftliche Bedeutung Videospielentwicklung in Österreich hat, hat im Vorjahr eine Studie erhoben. Demnach generierten gut 90 heimische Entwicklerstudios zuletzt insgesamt 24,1 Millionen Euro Umsatz und eine gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung von 51,1 Millionen Euro. Über einen Betrachtungszeitraum von drei Jahren entwickelten die heimischen Studios insgesamt 197 Spiele. Die heimischen Entwicklerstudios sichern damit pro Jahr in Summe 958 Arbeitsplätze in der österreichischen Volkswirtschaft ab. In den Unternehmen selbst sind 474 Personen beschäftigt.

Wertschöpfungstreiber Videospielsektor: Junge und hoch qualifizierte Fachkräfte

Die im Auftrag des Fachverbands Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie der Wirtschaftskammer Österreich (UBIT) im Vorjahr initiierte Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung der SpieleentwicklerInnen in Österreich unterstreicht weiters, dass die heimischen SpieleentwicklerInnen überdurchschnittlich jung im Erwerbsleben stehen und überdurchschnittlich gut ausgebildet sind. Entscheidend ist daher, den Standort auch weiterhin für die österreichischen Spieleentwickler attraktiv zu halten.

Rund zwei Drittel der Beschäftigten in der Spieleentwicklung in Österreich sind unter 35 Jahre alt und hoch qualifiziert wie Mag. Alfred Harl, MBA CMC, Obmann des Fachverbands UBIT, erklärt: „Mehr als acht von zehn Befragten haben einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss. 97,5% der Befragten haben zumindest eine Ausbildung an einer höheren Schule absolviert. Dieser Anteil ist rund dreimal so hoch wie jener der heimischen Bevölkerung (31,5%). Das ist besonders erfreulich, denn als Fachverband setzen wir uns seit vielen Jahren für eine entsprechende Ausbildung des IT-Nachwuchses und laufende Höherqualifizierung ein.“

 

Fotos vom Event in der WKÖ stehen Ihnen zur freien Verwendung unter Nennung der Urheberrechte zur Verfügung. Fotos: UBIT/Anja Kundrat